Nothing Works! Warum sich die Rechten an Teflon-Obama die Zähne ausbeißen…


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Fast sind es Bitzelanfälle der Rechten. Gepaart mit echter Panik. Obama rückt stündlich dem Oval Office näher. Stetig, diszipliniert, fehler- und skandalfrei. Und alle Untergriffe verpuffen wirkungslos. Da ist einmal der Internet-“Drudgereport”. Meist eine recht packend zusammengestellte News-Site, die die spannendsten Stories des Tages, oft mit Blinklichtern bei “Breaking News”, aufwühlenden Bildern oder grellen Magenta-Headlines in Sekundenschnelle serviert. Doch in Wahlkampfzeiten wird Gründer Matt Drudge eher zur Turbine der rechten Dreckschleudermaschinerie: Der arme John Kerry hatte sich im Sommer 2004 wohl nicht rasend viel gedacht, als am Drudge Report die ersten Anschuldigungen der Swiftboat Veterans for Truth auftauchten, dem Beginn des erfolgreichsten Rufmordes der jüngeren US-Politgeschichte (historisch auch verewigt durch die Kreation des Verbs swiftboating).


Kapitulation: Obama vor Landslide?

Nur diesmal zündet der Turbo Boost zur Streuung perfider Gerüchte und atemberaubender Wahrheitsverdrehung nicht so wirklich: “McCain: Obama-Politik sozialsitisch”, stand da kürzlich. Die S-Bombe! Obama der Sozi! Zitter! Fürcht! Was die 100.000 Fans im Foto von derRekordralley in St. Louis über den Balkenlettern zu suchen hatten, schien etwas verwirrend. Der gekürte Politbüro-Mann Obama klettert inzwischen ruhig in den Umfragen weiter. Es folgt die Angstkarte: “ALARM: BIDEN WARNS, AMERICA´S ENEMIES WILL TEST OBAMA!” McCains Blendgranatenwerfer und die rechte Presse hatten ein Statement von Obama-Vize Biden, wonach der neue, junge Präsident getestet werden könnte wie damals Kennedy, so zurechtgespinnt, dass wieder die zentrale Botschaft roveanischer Panikmache übrigblieb: “Vote Obama – and you will die!” Dann kramte Drudge tief nach jedem Umfragenausreißer, der McCain noch in irgendeiner mathematisch-statistisch, weit hergeholten Schussposition zeigte. Durchhalteparolen.

Doch in den letzten Tagen schien sogar der stramme Matt, ehemals Souvenierverkäufer bei CBS, das Handtuch zu werfen: Zuerst titelte er mit der möglichen Dekriminalisierung der Prostitution in San Franzisko (vielleicht, und ich habs nicht kapiert, soll das ein Codewort für den Einzug von Sodom & Gomorrah in den biederen Pilgerstaat durch einen Obama-Triumph sein….). Dann ließ Drudge die Inder zum Mond fliegen. Am Dienstag folgte schließlich die komplette Kapitulation: “Erdrutsch wie Reagan”. Hilflos hyperventiliert auch Rupert Murdochs rechte New York Post: Keiner ihrer aufgedeckten Megaskandale – wie etwa New Yorker, die frech in den Schaukelstaat Ohio zogen, um Obama zu wählen – geht auf. Dann hatte ihr “Page Six”-Gossipteam auch noch enthüllt, dass sich Michelle Obama bei einer Übernachtung in einer Luxussuite im noblen Waldorf-Astoria Hummer und Kaviar aufs Zimmer kommen hatte lassen. Feine Pinkel, die Obamas! So richtige Elitisten! Kleinlaut folgte Tage später die Retraction: Die Obamas hätten zu dieser Zeit gar nicht in dem Hotel gewohnt, der Informant müsse wohl “unter Drogeneinfluss” gestanden haben.

Erschöpft scheinen auch die McCain-Strategen, angeführt vom glatzköpfigen Ex-Marine und Rove-Protégé Steve Schmidt: Sie verglichen Obama mit Paris Hilton, sie machten ihn zum besten Buddie jeder greifbaren, windigen Figur im Großraum Chicago, sie verunglimpften ihn als Liberalen, als Sozi, streuten Gerüchte, er sei Moslem, ließen Einpeitscher bei ihren nun so richtig ordentlichen Hassfesten an Wahlkampfstopps seinen Mittelnamen “HUSSEIN” in die Menge brüllen. Aussackeln werde Obama hart arbeitende Bürger wie “Joe the Plumber”, ihr Geld “umverteilen” und faulen Welfaremums in den Ar… schieben. McCain beauftragte Rufmordprofis mit der Durchführung automatischer “Robocalls“ zur telefonischen Verbreitung der haarsträubendsten Lügenpropaganda gegen Obama. Die gleichen, by the way, die McCain selbst in den Primaries 2000 gegen Bush als “geistesgestört” verleumdet hatten. Zuletzt wurde in Virginia ein Flugzettel verteilt, der die Schnauze eines Jumbos auf eine Glaswand zurollen lässt: “Terrorists don´t care who the hurt!” Ja, Obama-Freaks! Auch ihr werdet im Hagel neuer Todesjumbos verglühen!

Doch die alte Regel, wonach dirty campaigning zwar nicht fein, dafür sehr effektiv ist, scheint auf den Kopf gestellt: Gegen Obama – nothing works! Warum? Die Theorien sind vielfältig: Durch die lange Kampagne und die disziplinierte Performance im fünfmonatigen Thriller gegen Ikone Hillary, die Sensationsrede in Denver und die drei Debattensiege gegen McCain konnten sich die Bürger ein umfassendes Bild eines der größten Polittalente seit Kennedy bilden, erzählt mir der Österreicher und Politologe an der Uni in New Orleans, Guenther Bischof, kürzlich am Telefon. Obamas webversiertes Team schlug dazu nach den wüsten Attacken schneller, effizienter und härter zurück als noch der swiftgeboatetet Kerry 2004. Obamas Bewegung an Erstwählern konnte dazu mit aller Leidenschaft wohl mögliche Vorurteile ihrer Eltern überwinden und aufgeschnappten Gerüchten entgegnen. Und durch einen Blick auf die durch das Börsenarmageddon halbierten Pensionsportfolios manifestierte sich für viele, dass es diesmal um mehr geht als die schwachsinnigen Ablenkungstaktiken der Republikaner.


Dauergast auf der Huffington Post: Palin

Ebenfalls wichtig: Der Drudge Report bekam mit der Huffington Post gewaltige Konkurrenz von links! Und während die Rechten dem aalglatten, Teflon-gepanzerten Obama nie habhaft werden konnten, fand die Post mit ihrer humorig-angriffigen Webaufbereitung und ätzenden Blogs des liberalen Amerika mit McCains Supermum vom Polarkreis ein wirklich gefundenes Fressen…

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