Spassvogel Larry David (Curb your Enthusiasm) brachte es in einem kürzlichen Blog auf den Punkt: “Ich halte es nicht mehr aus!” Das Warten bis zum 4. November, „O-Day“, Obama-Wahltag. Schlimmer als das Bangen während der Tage bis zum Befund einer zur Krebsprüfung eingesandten Gewebeprobe, schrieb David. Zum einen dauere dies nur wenige Tage. Und selbst im Krebsfall gäbe es meist irgendeine Form der Behandlung. Ein McCain-Sieg wäre hingegen “unheilbar“, fast wie ein “Todesurteil”.
Mir geht es bei diesem immer endloser wirkenden Countdown recht ähnlich: Möge die Welt in globalen Aktiencrashes wie letzten Freitag, stürzenden Währungen und gleich ganzen Nationen am Abgrund vor dem Untergang stehen. Whatever. Doch fällt Obama im Umfragenschnitt von RealClearPolitics von 7,0 % auf 5,9 % zurück (wie soeben), ist mein Tag versaut. Der orientiert sich – und ich muss meine fast pathologische Sucht nach neuen Daten von der Meinungsforschungsfront offen eingestehen – ohnehin nur mehr nach den Zeiten, wenn die täglichen Tracking Polls rauskommen: Rasmussen um 9:30 Uhr, Gallup um 13 Uhr, ABC/Washington Post um 17 Uhr. Besonders Gallup hält oft böse Überraschungen bereit: Mit 49 % zu 47 % führt dort Obama plötzlich national nur ganz knapp vor McCain. Und auch laut Rasmussen heute ebenfalls bloß mit 50 % zu 47 %. Can you spell P-A-N-I-C?
Daily Gallup: Obama nur 2 % vorne?
Klar: Mit gewaltigen Führungen in den wahlentscheidenden “Battleground”-Staaten gibt es keinen TV-Experten, der einen Obama-Triumph nicht für unausweichlich hält. Und Stories, wo McCain-Strategen Sarah Palin bereits offen als “Diva” und “Blunzen” bezeichnen, sowie GOP-Größen eine Distanzierung von McCain zur Rettung ihre Kongresssitze andiskutieren, deuten kaum auf Stabilität der Operation McCain hin.
Doch als Veteran “wirklich langer Gesichter” hält das Nervenflattern an. Zur Erinnerung: 7. November 2000, so kurz nach 20 Uhr. “Florida geht an Al Gore!” Sein Sieg schien besiegelt! 2. November 2004, so gegen 15 Uhr: Exit Polls kündigen einen Kerry-Sieg an! Wir wissen, wer dann die letzten acht Jahre regierte! Gezittert darf daher auch weiter vor allem vor Obams Fettnapftreter-in-chief und McCain-Wahlkampfmunitionslieferer Nr. 1 Joe Biden werden, der mal den jungen Präsidenten Obama von Amerikas Feinden testen lässt wie einst JFK oder Gehaltsobergrenzen für Obamas Steuererleichterungen von $250.000 auf $150.000 nach unten schraubt – gerade in einer Zeit, wo McCain mit „Sozialismus“-Vorwürfen punktet. Und dann fehlt heuer noch die berühmte “October Surprise”, wenn für die auch – zumindest dem Namen nach – nur mehr zwei Tage Zeit blieben: Gelingt der CIA doch noch das aus der Höhle blasen von Superterroristen Osama bin Laden mit einer Hellfire-Missile in den Pakistanbergen? Taucht Osama himself wieder im US-TV auf? Schafft es Bush doch noch, einen Krieg mit etwa Syrien anzuzetteln? So und jetzt ist Schluss: Die neueste Tracking Poll wird in Kürze veröffentlicht!