Das Warten bereits unerträglich? Check!


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Stunden sind es jetzt nur mehr. Stunden. Nach 21 Monaten Wahlkampfmarathon, fünf Monaten Nägelbeißen im Vorwahlkrimi gegen Hillary, dem Bangen nach Palins Nominierung als zunächst gefährliche Geheimwaffe (jedenfalls vor Katie Couric und Tina Fey), dem Zittern durch dreimal 90 Minuten an TV-Debatten, dem Warten auf eine “Oktober Surprise”, einen Megaflopp und/oder -Skandal, die “Mutter aller Bidenfettnäpfe”. Es ist alles auf Kurs. Noch. Stunden: 24 am Samstag, 24 am Sonntag, 24 am Montag. That´s it! Dienstag strömen 120 Millionen zu den Urnen.

Am gleichen Abend könnte Obama in das Menschenmeer Hunderttausender im “Grant Park” vor der hell erleuchtenden Skyline von Chicago rufen: “Thank you!” Es wäre mit dem ersten Afroamerikaner als “President-elect” einer der historischsten Momente in der 332-jährigen Geschichte der Supermacht, Stunde Null einer neuen Ära in Amerika. Yes we could! Kein Wunder, dass die Tickets zu “Obamafest” die heißesten des Erdballs sind. Auf Craigslist.com bot eine Frau sogar Sex als Gegenleistung an. Ein wenig mehr als vier Jahre ist es her, als ein praktisch unbekannter, schlacksiger Provinzpolitiker mit großen Löffelohren und exotischem Namen bei seiner “Keynote”-Rede am Kerry-Parteitag in Boston die Nation aufhorchen ließ: 25.000 hingen mit Tränen in den Augen an seinen Worten der Hoffnung. Ein unheimlicher Moment. “Etwas ist gerade hier passiert”, staunten TV-Kommentatoren.

Doch kaum ausgetippt, grabe ich wieder tief und ängstlich in meinem Sortiment an Newsquellen: Wird es nicht doch noch eine Nacht der langen Gesichter im Park am Ufer des Lake Michigan?

  • Letzte Polls: Ein paar Ausreißer, wie etwa nur 4 % vorne in Pennsylvania. Doch die Führung in den Battlegrounds hält. Check! Und die jüngste, nationale CBS/New York Post mit 52 % zu 41 % wirkt wie Baldrian-Tropfen.
  • Obama selbst, schüttelte die MSNBC-Moderatorin Rachel Madow nach einem One-on-One verblüfft den Kopf, sei die Ruhe selbst. “Wir gewinnen”, sagt er ruhig. In den Pausen plauderten sie über Basketball. Keiner seiner Berater schien nervös. Fast ein Oase der Ruhe – während draußen Amerika Kopf steht. Kandidat cool. Check!
  • Und dann ist die Euphorie, die Grund zum Optimismus gibt: 20.000 Fans, 50.000, 60.000, 100.000 wie zuletzt in Denver. Fast wirkt Tour-de-Obama bereits wie eine triumphale Ehrenrunde. Excitement? Check!
  • Und Rivale John McCain desolat? Check! Der muss mit herangekarrten Schulklassen kleine Turnhallen füllen. Vergeblich rief er nach seinem Idol “Joe the Plumber”. Doch der war nicht anwesend. Ein blamabler Moment. Vielleicht verhandelte der aufrechte Handwerker an einem Buchdeal oder gab Interviews, warum Obamas Wahl den “Tod Israel” bedeute. Und noch schlimmer: Niemand hatte es der Mühe wert gefunden, es Boss McCain zu sagen – ein fast “Katrina-Brownie”-würdiger Level an Inkompetenz eines Teams, das sich um das mächtigste Politamt der Erde bemüht.

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