Über vieles redet Princeton-Wirtschaftsguru Paul Krugman gerne: Ausweitung des Portfolios des “Fed”, die Great Depression und den damaligen Sturm auf die Creditanstalt. Über Chinas strategische “Weisheit”, fast alles, was sie auf der Kante liegen haben, in US-Schuldverschreibungen anzulegen. Oder wie die Aktien-Händler mit ihren Kursfeuerwerken nur in einer der sechs letzten Rezessionen den Aufschwung korrekt vorwegnahmen – und beim Rest daneben hauten. In der komplexen Welt makroökonomischer Zusammenhänge der wankenden Weltwirtschaft navigiert Krugman elegant. Dafür erhielt er 2008 auch den Nobelpreis.
Krugman: Gestürmt von den Medien
Doch als er von einem der gut 50 Reporter bei der Pressekonferenz im Foreign Press Center in Midtown angesprochen wird, was der ganze Ruhm „für ihn privat bedeutet“, rötet sich das bärtige Gesicht des Gurus: “Es hat sich viel geändert”, sagt er jetzt bereits richtig ampelfähig: “Ich arbeite immer noch viel zu lange, und bin um 30 Pfund zu schwer”. Mimik und Gestik sind wahrlich die eines Genies: Bei den oft langatmig und mitunter verwirrend vorgetragenen Fragen der Auslandspresse zwinkern seine Augenlieder hektisch. Sein Gehirn läuft offenbar auf Hochtouren: Vielleicht vergleicht er in den “Ahhhhs” und “Ähhs” die Bruttosozialprodukte von China und Indien. Oder skizziert, wie er sich in seiner NYT-Kolumne wieder mit Amerikas Superstarpräsidenten anlegen kann. Das Krugman-Hirn läuft 24/7.
Er hat aber auch Humor: “Tut mir leid, dass ich sie mit meinen Wirtschaftssachen belästige”, scherzt er zu Beginn: “In Tagen, wo alle nur über Hunde und Piraten reden…”. Zur Sache: Nachdem ein Bullenlauf an der Wall Street den Dow in der Vorwoche über die 8.000 Punkte schickte und Obama bereits einen “Funken der Hoffnung” ortete, teilt Krugman diese verfrühte Euphorie kaum. Er bleibt dabei: Der gegenwärtige Crash ist schlimmer als selbst in der Great Depression – wenn auch, anders als 1931, diesmal der Kollaps der Weltfinanz vorerst abgewehrt werden konnte. Seine Wortwahl ist direkt: Die USA hat „recht“ bei der Forderung nach großen Konjunkturpaketen, Europa „unrecht“, Was er Obama & Co vorwirft, ist eher zu halbherziges Handeln, spiegelbildlich eigentlich wie damals bei den heftig aus D.C. gerügten Japaner während ihrer “verlorenen Dekade”. Und noch eine Schlagzeile wirft er nach: Osteuropas Krise sei schlimmer als der Asiencrash 1997.
Was die Obama-Regierung gegen seine ständige Stänkerei in seinen NYT-Kolumne sage, wird er gefragt: “Na ja, die rufen mich schon ab und wann an”, sagt er und läuft wieder etwas rot an. Immerhin, deute er an, würde Obama es lesen – anders als Vorgänger George W. Bush.