„It is here!“ Was jetzt nach dem Ausbruch der Schweinegrippe in New York?


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Die SMS, die mir bei Emails über „Breaking News” aufs iPhone geliefert wird, war kurz, prägnant und alarmierend. Vorläufige Test zeigen, stand da, dass es sich bei den Erkrankungen an der New Yorker Highschool um die Schweinegrippe aus Mexiko handelt. “Das Virus ist hier”, erstarrte ich. Ich bin gerade in der Penn Station, warte auf den Zug nach D.C.. Ich versuche Estee zu erreichen, hinterlasse ihre eine Nachricht. “It is here”, sage ich theatralisch.

Vielleicht ist es noch der Hangover des Traumas von 9/11, der mir wegen konstanter Überreaktionen bei auf komischen Routen fliegender Jumbos den Spitznamen “Alert-Bert” eintrug. Vielleicht habe ich damals bei der Sorge um die Vogelgrippe in Asien zu viele der alarmierenden Reports gelesen (wir kauften uns sogar eine Schachtel mit Mundschutz-Masken und ein paar Packungen Tamiflu…). Oder vielleicht zog ich mir zu oft den Hollywood-Thriller “Outbreak” rein, wo Dustin Hoffman als Militär-Virologe die Menschheit rettet.

Dennoch: Das Tempo der Ausbreitung scheint alarmierend. Am Freitag erst tauchte die Story am Radar der US-Medien auf, als erste Fälle in den USA gemeldet wurden (die 60 Toten und 900 Erkrankten in Mexiko hatten es in der makaberen Medienwelt bis dahin gerade mal zu Kurznotizen geschafft). 12 Stunden später bereits: Alarm in New York! 200 kranke Schüler in Queens! Wieder acht Stunden später eine vorläufige Bestätigung nach Tests der Seuchenbehörde CDC – gefolgt von einer definitiven am Sonntag. Neue Fälle in Neuseeland. Langstrecken-Jumbos tragen das Virus von Mexiko in alle Welt. Ein globaler Ausbruch, unaufhaltbar.

Was tun? Die Behörden mahnen, nicht in Panik zu verfallen. Doch: Sollen wir Sohn Maxwell am Montag in die Schule schicken? Und die kleine Mia bei Kaiserwetter und Temperaturen um 30 º C zu Hause einsperren? Dabei hatte sie gerade noch zu Wochenbeginn Fieber. Würde das jetzt passieren, wäre „Alert-Bert“ wohl mit ihr panisch in den ER gelaufen. Immerhin: Bisher scheint die Letalität des H1N1-Virus – zumindest bei den US-Fällen – gering. Doch in Mexiko starben jüngere, gesündere Menschen an einer Überreaktion des Immunsystems – genau wie auch bei den großen Pandemien wie der Spanischen Grippe 1918 (50 Millionen Tote).

“Die werden schon wissen, was zu tun ist”, beruhigt mich Estee schließlich. Erstaunlich: Nach 100 Tagen Obama ist bei ihr das Vertrauen sogar in die US-Regierung wieder hergestellt.

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