Freitag ist eine guter Tag für Kleinkinder, krank zu werden. Was hätte man sonst vor an Wochenenden – außer schlaflosen Nächten und schwierigen Fahndungen nach den wenigen, nicht in die Hamptons verreisten Ärzten? “Ist sie krank”, fragt unser Bekannter Michael, als er Mia im Kinderwagen hängen sieht beim Abholen von Bruder Max aus der Schule. Normalerweise spielt sie vergnügt verstecken im Menschengewühl. Geringer ist das Vergnügen bei Mum und Dad beim Suchen. Michael muss es wissen. Er ist Bereitschaftsarzt in einem Brooklyn-E.R.
Krank, indeed! Zu Hause kommt der erste Fieberschub! Great! Schweinegrippe, denken wir uns prompt. Täglich tippte ich die Updates auf meinen Blog über das Grassieren der Epidemie in New York mit zwei Toten, jeder Menge Panik und 26 geschlossenen Schulen. Die Nervosität ist verständlich. Mias Arzt ist bereits im Wochenende. Der Journaldienst verweist mich auf ihre Vertreterin.
Um 20:30 Uhr räumt sie uns einen Termin ein. Doch plötzlich tanzt Mia recht happy durchs Wohnzimmer. Falscher Alarm, vielleicht? Jedenfalls nicht wirklich einen Trip wert durchs mit Nightlifern verstopfte Manhattan. 2 Uhr: Mia glüht! Sie hat 104 Grad Fahrenheit, 40 Grad Celsius! Oh dear! Wir geben ihr Tylenol, legen feuchte Tücher auf. Es ist Zeit, den Arzttermin nun wirklich wahrzunehmen. Kein Problem sagt Dr. Levitzky, nachdem ich zuvor ihren leicht grantelnden Gatten am Handy erwischt habe.
Bezahlen muss ich den Termin selbst: Never mind, dass ich pro Monat $1,000 für meine Krankenversicherung bleche. Dr. Levitzky ist – anders als Mias sonstige Kinderärztin – nicht Teil des Netzwerks meiner Versicherung. $120 kostet der Spass. Die Niederungen des privaten US-Krankenwesens würden sich nur in einer Blog-Serie schildern lassen…
“Tonsillitis”, Mandelentzündung, diagnostiziert sie schließlich. Immerhin kein H1N1. Doch: “Das ist eine Erkrankung, wo wir die höchsten Fieberraten sehen”. No kidding. Vier bis fünf Tage dauert der Spass, viel Wasser, fiebersenkende Mittel. Am Rückweg stecke ich an der Sechserlinie fest. Die Subway-Lokführer sind wohl auch bereits alle am Strand. Mia fiebert weiter, weint bei jedem Schluck und jedem Bissen. Estee leidet an Klaustrophobie, da sie nur mehr an Mummy hängt. Max ist gelangweilt und ich tippe meine Wochenendstories in den Computer. Draußen eröffnet der Großraum New York den Sommer.
Mia kickt pünktlich zum Ende des Wochenendes das Virus aus ihrem abgemagerten Körper, trinkt und isst wieder. Die Arbeitswoche kann beginnen.