Warum Obama zum Feelgood-Präsidenten wurde – und wie sich die Zeiten für Mia änderten…


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Klar, das rasante Großwerden der Kids bietet (neben Millionen verlorener Stunden an Schlaf und Nervenzellen) auch gute Anhaltspunkte beim Lauf der Geschichte: Das wurde recht offensichtlich als Mia (jetzt 21 Monate alt) Donnerstags Früh am Bett vor dem TV-Schirm saß, klatschte und “Obama” sagte. Der wandte sich gerade “live” in Kairo an Muslime dieser Erde, begrüßte sie mit “Salam Alaikum” (Friede sie mit euch!), streckte die Hand zur Versöhnung aus, doch redete ihnen mit den deutlichsten Worten seit langem auch ins Gewissen – wie etwa das stille Dulden mörderischer Islam-Terroristen und der Missbrauch des Israeli-Palästinenser-Konfliktes zur Ablenkung von eigenen Problemen.

Die 3.000 im Uni-Auditorium sprangen zu Standing Ovations auf, die 55-Minuten-Rede flimmerte übersetzt in 16 Sprachen über Millionen TV-Schirme, streamte via SMS-Headlines, Twitter- und Facebook-Feeds auf noch mehr Computer und Handies.

Rückblende Max (elf Monate alt): Der konnte damals noch nicht Bush sagen (und wollte es später auch nicht…), doch auch er rollte fröhlich am Bett herum. Im TV dahinter flimmerten jedoch düstere Bilder: Die Kriegsvorbereitungen gegen den Irak; die Szenen, als Zehntausende bei der Antikriegsdemo in New York von Cops verdroschen wurden; das martialische Getöse des versessenen Bush, der sich von nichts und niemanden von der Saddam-Beseitigung abbringen ließ; Colin Powells Debakel, als er per Powerpoint-Präsentation rollende “Bioterror-Labors” vor der UNO zeigte, die sich später als dreistestes Phantasieprodukt der zurechtgeschusterten CIA-WMD-„Beweise“ entpuppten (und Powells Karriere permanent ruinierten). Da schwadronierte Condi über drohende Atompilzwolken über US-Metropolen – und Rummy und Dick logen so unverfroren, dass selbst Watergate-Nixon im Grab rotiert haben muss.

Andere Zeiten, indeed. Und fast täglich werden wir dran erinnert. Da präsentierte Obama seine Supreme-Kandidatin Sotomayor – der erste Afroamerikaner im Oval Office neben der ersten möglichen Hispano-Amerikanerin am US-Höchstgericht, aufgewachsen in ärmlichsten Public-Housing-Verhältnissen in der Bronx. Das wirkliche Amerika.

Fesselnd auch die TV-Doku von NBC-Star Brian Williams “Inside the White House”, wo er die Arbeitsweise von Obama und seinem Team durchleuchtete. Welche Bilder: Basketballwürfe im Oval Office, die Dynamik seines jungen, loyalen und von der Change-Mission angetriebenen Teams (an der Rezeption sitzt eine 27-Jährige, seinen Sekretärin ist 28), der quirlige Stabschef Rahm Emanuel, der durch die engen Korridore hetzt und Team Obama ständig auf Hochtouren laufen lässt, Hillary, die brav am Schreibtisch vor dem Oval Office, in das sie selbst fast einzog, wartet.

Vergleiche mit Bill Clintons Jungteam drängen sich auf: Doch unter Obama wirkt es bunter, cooler, disziplinierter und natürlich dank der IT-Revolution extrem Hightech.

Doch es ist Obama selbst, der den zuletzt demoralisierten Amerikanern als neuer “Feelgood”-Präsident wieder Selbstvertrauen einflößt, sie aufrichtet. Viele der Krisen und Herausforderungen wirken überwältigend. Doch wir wissen, dass jemand im Oval Office sitzt, der mit Kompetenz und unbändigem Fleiß an deren Lösungen so intensiv werkt wie sein gut eingespieltes Team. Und der seinen Kopf nicht in den Sand steckt: Obama hat Paul Krugmans teils verheerende Kommentare über seine Wirtschaftspolitik nicht nur gelesen, er lud den Nobelpreisträger auch zum Lunch ein. Man kann immer was lernen, oder? Das Gefühl, dass jemand in Charge ist, beruhigt.

Und einst unter Bush? Ein „Decider„, dem bloß Einseiten-Zettel selbst zu den komplexesten Problemen vorgelegt werden durften, der vor 22 Uhr bei Pretzel und ESPN-Sportübertragungen eindämmerte, dessen Team selbst Kriegsgänge herbeilog, um politisches Kapital daraus zu schlagen. Da löste der Gedanke an Tätigkeiten im White House bei jeder Krise nur eines aus: PANIK!

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