Tiger, Tiger, Tiger! Gut das es endlich wieder etwas wirklich wichtiges, aufregendes gibt. Die 15 Minuten lange, tränenreiche Entschuldigung des Sex-Golfers Tiger Woods. In Kürze: Sorry! Elin! Fans! Sponsoren! Alle! Rehab wird mich heilen, ein Leben voller Integrität und Monogamie steht bevor! Und: Piss off, Paparazzi!
Fein, musste er tun! Aber viele Fragen bleiben. Jahrzehntelang fielen die US-Medien auf die von cleveren Managern und PR-Profis geschaffene Karikatur des Golfgottes Tiger Woods, einem Saubermann mit hoher Konzentrationskraft, weißen Zähnen, angehäuften Millionen, strohblonder Model-Frau und entzückendem Nachwuchs herein. Perfekte Story, wer will da schon nachbohren. Besonders, nachdem Tigers Team lästige Reporterfragen für die eisenschwingende Heiligkeit stets als gänzlich unangebracht hielten.
Als das Tabloid “National Enquirer” plötzlich einen Tip bekam, er hätte eine Affäre mit dem New Yorker Partygirl Rachel Uchitel, konnte es der Chefredakteur Barry Levine kaum fassen: “Woods hatte dieses blütenweißes Image, keine Person, die wir sonst covern”. Die unter der verulkten Presselite verpönten “Scheckbuch”-Journalisten hefteten sich an Tigers Fersen, brachten die Sex-Lawine ins Rollen.
85 Tage Monate später – dazwischen ein bizarrer Autounfall, Berichte einer Golfschläger schwingenden Elin (“nicht wahr”, beteuerte er), Protokolle schlüpfriger SMS, Audiobänder panischer Voice-Mail-Nachrichten, TV-Karrieren einiger seiner 14 gezählten Geliebten, Reports von Callgirls, flotten Dreiern, Sex-Tapes und möglichen Schwangerschaften – legt Woods weiter eine Arroganz an den Tag, die wahrlich erstaunlich ist. Trotz stockender Stimme, Tränen und Emotionen bei der Rede.
Anstatt dem Beginn eines wirklich offenen Dialoges mit der Öffentlichkeit zu starten, choreografierten seine Manager eine neue Saubermann-Offensive. Und Woods hielt dabei regelrecht Hof! Im Prunkbau des Golfplatz-Clubhauses in Ponte Vedra Beach (Florida) lud er Freunde, Manager und nur eine Handvoll vertrauter Reporter. Fragen? Wie: “Mr. Woods, hat ihnen Elin mit dem Handy tatsächlich die Zähne eingeschlagen?” Nicht erlaubt.
Fünfzehn Minuten las er seine vorformulierte Mea Culpa vom Blatt. Wirklich überzeugend wirkten bloß die Passagen, wo er gegen die, sein Königreich infiltrierenden Paparazzi wetterte. Das Gross der Weltpresse verfolgte das angebliche “Medienereignis des Jahres”, das am Freitag Stunden an Live-TV-Übertragungszeit im US-Fernsehen verschlang, auf einer Videotafel im Ballsaal des Mariott-Hotels 1,6 Kilometer entfernt mit. Der Medienpöbel muss vor der Eisentoren des Golf-Paradieses bleiben.
Woods agierte sogar richtig feindselig, voller Rachegelüste: Mit seiner Sorry-Show wollte er wohl ein vom Konsulting-Giganten “Accenture” zeitgleich veranstaltetes Golfturnier überschatten. Der mögliche Grund: Accenture hatte ihm als Sponsor den Laufpass gegeben. Bei der Rede beteuerte Woods, dass er eben nur diese Woche einen „Urlaub“ von der Sex-Therapie erhielt. Der Rehab-Direktor in Mississippi hat da wohl das letzte Wort….
Und dann die Fotos: Er bat einen “Getty”-Fotografen in seine abgesperrte Luxus-Enklave. Knipps, knipps, knipps machte der Hoffotograf. Zuerst Tiger im grauen Pullover. Mit dem gewohnt strahlenden Lächeln schwang er den Putter. Ein Bild wie ein Poster. Dann beim Joggen. Dynamisch, ein Mann am Weg zurück zur Spitze. Seine Image-Profis hatten nur vergessen, die sichtbaren Extrakilo mit Photoshop wegretuschieren zu lassen.