Kleiner Nachtrag zur Oscar-Reise nach L.A. (keine Sorge, es geht nicht um Christoph Waltz). Zwei Episoden, ein funny, die andere typisch USA. Ich habe mich diesmal im “The Standard”, Downtown L.A., einquartiert. Nachdem ich sonst von meinem üblichen Hotel „Wilshire Grand“ (Marke typisch ödes US-Hotel) in die Bar des Standard, dem weit netteren, nahegelegenen Boutique-Hotel wanderte – warum dort nicht gleich wohnen? Ist sogar nur um $15 teurer.
Anyway, insgesamt wars sehr nett, außer dass die glücklichen jungen Leute, die hier meist absteigen, zu einer Zeit nach Hause kommen, wo ich aufstehe, um bei der Füllung redaktioneller Seiten mitzuwirken (und die neun Stunden Zeitverschiebung nach Wien nicht wirklich Siebenschläfertum zulassen…). Eines Morgens suche ich nach dem Frühstückszimmer und finde in einem Raum im zweiten Stock ein Buffett. Einige leere Tische, ein paar junge Leute. Nichts auffälliges. Im Nebenraum scheinen irgendwelche Fotos geschossen zu werden. Hey, warum nicht? Ich bin in L.A., oder?
Ich fülle meinen Teller mit dem üppigen US-Breakfast-Stuff und setze mich an einen der Tische. Bei der zweiten Bacon-Scheibe fällt mir jedoch auf, dass mich einige der Anwesenden recht eigenartig anstarren. Schließlich sagt eine junge Frau: “Good morning, but who are you?” Obwohl ich jetzt weiß, dass hier alles sehr “wrong” ist, sage ich mit einem Gesicht engelshafter Unschuld: Ist das nicht der “Breakfast Room”? Gelächter. Nein, klären sie mich auf, dass ist eher die Futterkrippe für Staff und Modells einer Fotoproduktion.
Es kommt noch schlimmer: “Ich dachte, du seist einer der Publizisten”, sagt sie. Oh dear, ich sehe aus wie ein Publizist? Fast vergeht mit der Appetit. Alle nehmen es mit Humor, ich darf mein Gratis-Frühstück zu Ende verzehren. Dass sie mich am Ende scherzhaft auffordern, beim Rausweg die Teller zu waschen, ist wieder nicht ganz so nett.
Das bietet jedenfalls einen guten Übergang zur zweiten L.A.-Schnurre, die mehr ärgerlich war. Ok, ich hätte besser aufpassen sollen. Doch ich fuhr am Rückweg zum LAX von hinten einem Wagen auf. Bummm. Es krachte, aber der Aufprall war nicht der Rede wert. Beim Aussteigen stellt sich auch gleich heraus, dass weder meines noch das andere Auto beschädigt ist. Wenn da nicht die Fahrerin wäre. Sie kommt gleich zur Sache: “I am not feeling well…” Excuse me? Das war gar nichts. Ich kapier natürlich gleich: Ich bin in den USA, dem Land der Klagen!
Ich versuche, ihr Theater noch wegzulachen: “Sie machen Witze, oder?” Macht sie nicht, fragt mich nach Namen, Telefonnummer, ID aus. Ich geb ihr alles, doch hake nach: “Sie machen Witze, das war doch nicht mal eine Minimalstkollision…” Sie beharrt, das alles eine „Vorsichtsmaßnahme“ sei, falls sich später Beschwerden einstellen sollen. Endlich fährt sie ab. Es ist auch absehbar wohin, besonders nachdem sie zuvor erwähnte, ebenfalls in New York zu leben. Minuten später rollen wir beide vor beim Return der gleichen Autovermietung vor. Und es geht wieder los: Ich sehe, wie sie dem “Enterprise”-Typen wild herumfuchtelnd bedeutet, dass ich in ihren Wagen rauschte. Er schüttelt den Kopf: Kein Schaden sichtbar, whatever. Sie sucht mich wieder heim, diesmal will sie meine Führerschein-Nummer. Mir platzt jetzt schon leicht der Kragen: “Are you looking for a lawsuit or something?” Sie ist entrüstet, wollte sie doch nur sicherstellen, dass sie alles hat, sollte später ein Nasenhaar ausfallen. Im OT: “I just want to make sure that I am ok!”
Ein wenig Glück habe ich am Ende doch noch: Wie bereits befürchtet ist sie nicht meine Sitznachbarin am Rückweg nach JFK…