Das iPad: Eine Verwirrung!


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Thanks Steve Jobs! Danke für die Einführung eines Gadgets, von dem wir zwar die Finger nicht lassen können – doch uns in unserem geschäftigen Alltag die Zeit fehlt, sich den Kopf zu zermartern, wie ein Gerät, dass ganz offensichtlich keine bestimmten Bedarfsnische füllt, am besten einsetzbar ist.

Mein neuer iPad-Alltag: Ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich es lange nicht verwende. Doch es ist einfach keine Zeit: Stories schreiben, Recherchieren, Kinder von der Schule holen, bei Hausaufgaben helfen, Essen, Schlafen.
Nirgends hat das iPad einen sinnvollen Platz. Doch wenn ich dann doch Zeit finde, das ultraleichte Touchscreen-Wunder in die Hände zu nehmen, schlägt das Herz höher: Filme via Internet (Netflix) direkt am brillanten HD-Schirm; das Internet-Surfen, schneller, präziser, vergnüglicher als auf jedem PC; TV-Shows via ABC-”App” in bester Qualität und gratis (mit Werbung zwar). Und: E-Bücher, Google-Maps, Web-Radio, Skype, Email, Facebook, etc, etc. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Wir lieben die Hightech-Tafel, nennen das Ding inzwischen liebevoll “Paddie”! Und dass Max jeden Tag neuerlich nach der Erlaubnis fragt, ob er Spiele runterladen kann, darf erraten werden.

Paddie macht praktisch alles besser und aufregender. Ersetzen tut es aber genau nichts. Deshalb schleppe ich die letzten Tage eine latente Verwirrung herum: Checke ich die Emails im Bett am iPhone wie bisher – oder erst in der Küche am iPad beim ersten Kaffee. (Oder nehme ich Paddie gar mit ins Bett? Nein, so weit sind wir noch nicht). Mache ich den Sykpe-Call via Laptop im Büro mit Kopfhörern, oder am iPad mit Ohrenstöpseln. Drehe ich meine regelmäßigen News-Runden durchs Internet am iPad mit dem angenehmeren Browser, oder doch am, ans MacBook angeschlossen 21-Inch-Schirm?

Lese ich eine Zeitung als Papierzeitung, oder als App. Natürlich liefert das iPad da erstaunliche Eindrücke: Videos spielen eingebettet im Zeitungslayout, ein Anblick, der wirklich an einen SciFi-Film erinnert. Doch das Angebot ist bisher mager: Die NYT bietet eine blamabel dünne “Editors Choice” aus 15 Stories, das WSJ nervt mit Abo-Aufrufen und Beschränkungen bei jedem zweiten Artikel.

Sehe ich fern, oder iPad? Und wie handhabt man das Ding eigentlich? Wie sieht man Filme oder TV-Programme? Hält man es in Händen, stellt es auf? Vielleicht sollten wir Magnete an strategischen Orten der Wohnung platzieren und es je nach Bedarf an die Wände klippen. Gerne würde ich auch einen roten Punkt an die Stelle malen, wo der Knopf zur Verstellung der Lautstärke ist: Denn da die Inhalte dauern je nach Neigung rotieren, ist nie feststellbar, wo oben und unten ist. Dazu werde ich zum Opfer alter iPhone-Verhaltensmuster: Zuerst lud ich die Facebook-App auf die iPad-Oberfläche, um rasch zu bemerken, dass ich ja mit der echten Web-Version viel besser aufgehoben bin.

Bald wird mit klar: Da das iPad nirgendwo in unserem Leben richtig reinpasst, müssen wir unseren Alltag eben dem iPad anpassen. Wie gesagt: Thanks, Steve!

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