Apples iCops – und „Paddie“ kann das Internet nicht halten…


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John Stewart hat so ein echtes Talent, uns aus dem Herzen zu sprechen (wer immer WIR genau sind…). Besonders treffend seine jüngste Tirade gegen Apple: Natürlich räumte er zuerst ein, leidenschaftlicher Apple-Fan zu sein. Im Studio legte Stewart artig sein Macbook, iPhone und iPad vor, erinnerte nostalgisch, wie einst der kleine, clevere David mit dem genialen, orwellischen Spot aus dem Jahr 1984 gegen “Big Brothers” aller Sorten und das finstere Microsoft-PC-Imperium im speziellen aufmuckte.

Doch all das änderte sich schlagartig durch das bizarre Wüten nach dem Verlust des iPhone-4-Prototypen. Klar, Apple ist heute keine kleine Gadget-Quetsche voller Hippies mehr, sondern ein Weltkonzern, der mit einer Marktkapitalisierung von 268 Milliarden Dollar sogar Erzrivalen Microsoft längst übertrumpfte.

Doch in den letzten Tagen zeigten Jobs & Co eine gar nicht freundliche Fratze. Dass Techniker-Tölpel Gray Powell den streng gemeinen Prototypen im Suff in einem Biergarten verlor, ist sicher die peinlichste Blamage für das sonstige „Fort Knox der Tech-Branche“ in Sachen Geheimhaltung künftiger Produkte. Doch dann wurde Apple selbst zum Big Brother: Die Adresse des Finders wurde via GPS am Gerät lokalisiert. Dort tauchten, so Zeugen, Apple-Mitarbeiter auf, die die Wohnung durchsuchen wollten.

Excuse me? Stewart freute sich immerhin über die zumindest coolen Outfits und Taser-Designs der neuen „Apple-Polizei“. Dann hetzte Cupertino die Cops auf den Webdienst Gizmodo, der das Geheim-Handy um $5.000 kaufte. Das Apartment des Gizmodo-Bloggers Jason Chen wurde auf den Kopf gestellt, PCs, Handys und sogar Kreditkartenrechnungen (!) beschlagnahmt. Was Apple von Pressefreiheit hält, darf erraten werden. “Appholes”, blendete Stewart nun unter einem schwarzen Apfel-Symbol auf.

Anstatt iCops zu spielen, sollte sich der Konzern vielleicht wieder mehr auf die Qualität seiner Produkte konzentrieren – und das Kundenservice. Dass wir unser iPad rasch ins Herz schlossen, wurde bereits dokumentiert. Nur hat die Zaubertafel eine kleine Macke. Sie verliert ständig die WLAN-Internet-Verbindung. Nicht nennenswert, oder? Immerhin ist das iPad ohne Internet ja noch ein schöner Bilder-Rahmen, ein Tischtennisschläger, ein Adressbuch, oder ein cooler Pflanzen-Untersetzer. Da mir das doch zu wenig ist, gebe ich pro Tag geduldig das Passwort für unser Lokalnetz bis zu 50 mal ein.

Als das Netz dann komplett verschwand, rief ich Apple an. Ich ließ mich zum Support für das “new and revolutionary iPad”, durchstellen. Revolutionär, indeed! Welches Gadget schafft es im Jahr 2010 sonst noch, alle zehn Minuten die WLAN-Verbindung zu verlieren. Die nicht sonderlich informierte Mitarbeiterin empfiehlt, zu warten, bis der Fehler von alleine verschwindet. “It will work itsself out”, tröstet sie. Vielleicht hilft es auch, zu Mitternacht einen Knoblauch draufzulegen und „Paddie“ in Hex-Code zu beschwören.

Ich übe mich in Geduld, bis ich nach weiteren 500 Passwort-Eingaben – und der wachsenden Gefahr, dass das iPad zum Diskus wird – wieder anrufe. Als ein weit schlauerer Techniker mir gerade das Umprogrammieren meines Networks erklären will, reißt die Verbindung ab. „Skype“ diesmal, ist nicht Apples Schuld. Beim nächsten Anruf will mich eine wieder weniger wissensbeladene Apple-Technikerin an meinen Provider Verizon verweisen. Was sollen die mir sagen? Dass ich ein Idiot bin, der sich ein Gerät anschafft, dass seine Internet-Verbindung nicht länger als zehn Minuten halten kann?

Ich flehe; “Bitte, verbinde mich zu jemand, der sich auskennt!” Ich werde durchgestellt. Wir ändern das Passwort-Verschlüsselungssystem von SEP auf SEA-2. Ein voller Erfolg: Ich verliere zwar weiter ständig die WLAN-Verbindung, muss nun aber wenigstens nicht mehr ständig das Passwort neu eingeben.

Und jetzt am Ende bin ich mir nicht mal sicher, ob ich mich getraue, diese herbe Kritik auch zu publizieren. Doch so frustriert wie ich bin, könnten die Apple-Cops hier ruhig jede Menge meiner Geräte beschlagnahmen…

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