Blog: Immerhin noch Jubel über Obama in Battery Park City


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Es muss Obama doch gefreut haben in seinem Sommer horribilis, wenigstens ein paar freundliche Menschen zu Gesicht zu bekommen. Meine Kinder Maxwell (9) und Mia (3) gehörten dazu. Mia saß auf meinen Schultern und rief aufgeregt „Obama! Obama!“, als seine Limo „The Beast“ inmitten des stets Aufsehen erregenden Präsidentenkonvois aus ca. 30 Vehikeln in die West Thames Street einbog – günstigerweise genau vor unserem meistfrequentiertesten Spielplatz. Maxwell filmte mit, stellte ein, noch nicht ganz Oscar-verdächtiges (sorry, Max!) Videodokument der Vorbeifahrt her.

Obama war durch die getönte Scheibe der gepanzerten Limo zu sehen (was eigentlich ein Sicherheitsrisiko darstellt…). Er sah müde aus, doch lächelte und winkte freundlich. Der Dauerkrisen-Präsident war am Weg zu einem Fundraiser im Ritz-Carlton die Straße hinunter, wo ihn Filmmogul Harvey Weinstein oder Vogue-Chefin Anna Wintour sowie 15 weitere, steinreiche Spender empfingen. Zwei Millionen Dollar flossen in seine Wahlkampfkasse. Danach gab es Dinner bei Harvey zu Hause. wo Obama mit Gwyneth Paltrow oder Jimmy Fallon die Lage der Nation diskutierte.

Natürlich: Jeder Anlass bietet Obama-Hassern Grund zu Häme: Wegen der Staatskrise, so die Rechten, sollte Obama auf Fundraiser, Wahlveranstaltungen, ja sogar seinen geplanten, zehntägigen Urlaub in Martha´s Vineyard verzichten. Er solle in D.C. an der Lösung der Schuldenkrise arbeiten, wird auf „Fox“ gerne doziert. Dabei ist der ganze Kongress ebenfalls „Out of Town“. Das Anpinkeln Obamas wird täglich perfider: Die „Tea Party“ blockiert alle Lösungsansätze – und beschuldigt dann Obama für die Blockade in D.C.. Dazu kommt offenbar ein Schuss an oft gar nicht mehr sonderlich subtilem Rassismus: Geschimpft wird über Obamas Unfähigkeit, die Krise in den Griff zu bekommen, seine Unerfahrenheit, seine „Ahnungslosigkeit, wie die Wirtschaft wirklich funktioniert“, wie Investoren-Millionär Mitt Romney gerne verbreitet. Übersetzt: Wie soll ein Afroamerikaner das schon auf die Reihe kriegen?

Wo all diese Leute waren, als Bush in acht Jahren den Sinkflug Amerikas für Generationen programmierte, ist unklar. Und dass Obama immer noch die Suppe seines Vorgängers auslöffelt, wollen die Konservativen gerne vergessen machen.

Oft schimpfe ich ja selbst, wie der Rest seiner liberalen Basis: Er solle sich der rechten Barrage vehementer entgegenstellen – kurz für den „Change“ energischer kämpfen. Doch am Ende hat jeder Präsident seine eigenen Schwächen aber auch Qualitäten: Oft vergessen wir selbst, was wir an ihm haben (Intelligenz, Analyse, Besonnenheit, Mitgefühl, Visionen) – besondres nach dem Albtraum unter seinem Vorgänger.

Die Aufregung meiner Kids war eine Erinnerung, dass Obama trotz allem eine historische Figur bleibt und er wohl vier Jahre mehr Zeit braucht, begonnene Reformen zum Erfolg zuführen. Und nach dem Konsum der Republikaner-Debatte in Ames, Iowa, kommt einem angesichts des fundamentalistischen Taliban-Talks ohnehin nur das Grauen. Mia saß dann zu Hause weiter am Balkon, schaute auf die Straße. Was sie tue, wollte wir wissen: „I am waiting for Obama…“

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