US-Präsident Barack Obama versucht jetzt inmitten seines Sturzes auf neuen Popularitätstiefs einen politischen Befreiungsschlag: Nach dem Pleitedrama, der US-Kreditabwertung, Börsen-Beben und neuen Rezessionsängsten stürzte laut Gallup-Umfrage Obamas Beliebtheit erstmals unter die 40-Prozent-Marke: Nur mehr 39 Prozent sind mit seiner Amtsführung zufrieden, 54 Prozent lehnen seine Politik derzeit ab. Im White House schrillen die Alarmglocken: Schon in 15 Monaten muss sich der außer Tritte geratene, einstige Polit-Messias der Wiederwahl stellen. Und die wackelt derzeit heftig.
Obwohl in wichtigen Streitpunkten eine Mehrheit hinter dem Dauerkrisen-Präsidenten steht, geriet auch Obama in die Strudel eines historischen Hasses auf Politiker: Die Giftdebatte vor allem um die Anhebung des US-Schuldenrahmens – der die Supermacht fast an die Pleite und zur Abwertung der AAA-Top-Bonität durch die Ratingagentur S&P führte – hat Wähler angewidert. Auch wenn die Republikaner, deren „Tea Party“-Flügel jeden Kompromiss torpedierte, die Hauptschuld gegeben wird, wirkte Obamas mehr als Zauderer als resoluter Führer in Krisenzeiten.
74 Prozent denken, die USA befinde sich am „falschen Kurs“, 60 Prozent sehen die Wirtschaft weiter im Verfall. Es sind Horrorwerte für Obama. Dabei sahen Politologen nach der Bin-Laden-Tötung im Mai noch einen „Spaziergang“ zur Wiederwahl im nächsten Jahr.
„Wir können nicht mehr zulassen“, startete Obama am Wochenende in einer Radiorede zur Gegenoffensive, „dass viele lieber eine Niederlage ihrer politischen Gegner sehen als einen Sieg für Amerika…“ Am Montag tingelte er mit einem Bus durch die wahlwichtigen Schaukelstaaten Minnesota und Iowa und traf sich mit Bürgern zu Diskussionen. Obama will sich wegen dem Bürgerzorn auf Washington als Außenseiter positionieren und dem zänkenden Kongress sowie ideologischen „Nein“-Sagern der Republikaner die Schuld an der Misere geben.
Obama versucht aber auch, sich gegen die Barrage an Kritik am ersten großen Republikaner-Wahlwochenende zur Wehr zu setzen: Die ultrarechte Michele Bachmann gewann die Iowa-„Straw Poll“, schwor, Obama zu einem „Solo-Amtszeit-Präsidenten“ zu machen. Ins GOP-Feld polterte auch Texas-Fundi Rick Perry, der Obama prompt als „Versager“ beschimpfte.
Doch Obama will auch Kritik aus den eigenen Reihen begegnen: Seine Fans werfen ihm vor, laue Kompromisse mit den Rechten einzugehen und nicht ausreichend für Unterprivilegierte zu kämpfen.
Doch nach dem Zwischenspurt der Bustour dürfte es gleich wieder Kritik an Obama hageln: Mit seiner Familie zieht er sich Ende der Woche zum 50.000 Dollar teuren Luxus-Urlaub auf die Promi-Insel Martha´s Vineyard zurück. Der Trip wurde als unangebracht in Zeiten der Wirtschaftsflaute kritisiert.