Die Geschworenen sprachen Jacko-Leibarzt Conrad Murray (58) schuldig. Sechs Stunden hatten die 12 Geschworenen in Michael-Jackson-Todesprozess letzten Freitag über das Schicksal des angeklagten Leibarztes Dr. Conrad Murray beraten, am Montagmorgen saßen sie nochmals drei Stunden zusammen. Dann drückte ihr Sprecher einen elektronischen Knopf dreimal. Der Code: Die „Jury“ (sieben Männern, fünf Frauen) hatte sich über das Urteil geeinigt. Nach 13 Uhr Ortszeit wurde der Schuldspruch verlesen. Hunderte Millionen verfolgten die Urteilsverkündung rund um die Welt. Vor dem Gerichtsgebäude brachen Fans in spontanem Jubel aus.
Kurz zuvor war der Jackson-Clan vor dem „L.A. County Superior Court House“ in Downtown Los Angeles angekommen, unter ihnen die Eltern Katherine und Joe. Jacksons Kinder Prince (14), Paris (13) und Blanket (9) waren dem Prozess gänzlich ferngeblieben. Traumatisiert wollten sie auch nicht in den Zeugenstand.
Murray war angeklagt wegen „unabsichtlichem Todschlag“ wegen der Verabreichung des Narkosemittels „Propfol“, an dem der Popstar laut Autopsie am 25. Juni 2009 starb. Die Höchststrafe: Vier Jahre Haft. Die Beratungen gingen ohne Komplikationen vonstatten, als einzigen Wunsch äußerten die Geschworenen „ein paar Kugelschreiber“, so CBS.
Während dem sechs Wochen langen „Prozess des Jahres“ wurden 49 Zeugen befragt, mehr als 300 Beweistücke vorgelegt.
Der unerbittliche Staatsanwalt David Walgren beschuldigte letztendlich erfolgreich den Kardiologen, freizügig das Anästhetikum „Propofol“ verabreicht zu haben und durch „kriminellen Leichtsinn“ Schuld an Jackos Tod zu sein. Er nannte auch ein Motiv: Wegen der Monatsgage von 150.000 Dollar lehnte Murray Jackos Wünsche – entgegen aller medizinischer Bedenken – nie ab, war eher Angestellter als Arzt.
Experten wiesen 17 schwere Verfehlungen gegen medizinische Standards nach: Murray ließ Jacko unbeaufsichtigt, massierte das Herz, obwohl er den atemlosen Popstar Luft zuführen hätte sollen. Er wartete 20 Minuten, bis er die Rettung rief, verschwieg den Sanitätern die Verabreichung von Propofol. Der Arzt wäre dazu mehr mit der Beseitigung von Beweisen als der Rettung Jackos beschäftigt gewesen.
Murrays Verteidiger Ed Chernoff konterte: Jackson wäre ein „Junkie“ gewesen, der sich hinter dem Rücken seines Leibarztes Pillen schluckte und sich eine tödliche Dosis an Propofol selbst spritzte. Außerdem hätten Jackson andere Ärzte, darunter Hautarzt Arnold Klein, süchtig gemacht, vor allem vom Schmerzmittel „Demerol“, das zu Schlaglosigkeit führt. Kurz: Murray wäre zum Opfer von Jacksons Sucht geworden. Geglaubt hat ihm das die „Jury“ freilich nicht.