Über eine Million Menschen waren vor dem Eintreffen eines historischen Monstersturmes an der US-Küste auf der Flucht, über 50 Millionen dürften von dem meteorlogischen Monster, getauft „Frankenstorm“, betroffen sein. Ein Aufprallen von Hurrikan „Sandy“ (zuletzt Dauerwinde von 136 km/h) wurde nun für 18 Uhr Ortszeit, Dienstag, südlich von New York erwartet. Der Wirbelsturm vermischt sich mit einem Wintertief zum vielleicht schlimmsten Unwetter der US-Geschichte. Die Dimensionen sind schaurig: Der Durchmesser des Sturmes erreicht 1600 Kilometer, Warnungen gibt es in 14 US-Staaten, darunter die Gesamte Küste von Maine bis Maryland. 10.000 Flüge wurden gestrichen, in New York machten die drei Großflughäfen JFK, LaGuardia und Newark dicht.
Der Live-Ticker:
# 20:15: Rekordflut überschwemmt „Battery Park City“: Das Wasser schoss von unten aus den Kanalgittern, binnen Minuten verwandelte sich die Hauptverkehrsader „West Street“ in einen reißenden Fluss. In Kaskaden stürzten die Fluten in die Einfahrt zum „Battery Brooklyn Tunnel“. Der mit 2,7 km längste Unterwasser-Straßentunnel Amerikas lief voll. Ich traf auf Gouverneur Andrew Cuomo, als er den Schaden besichtigte. Er wollte den Rückgang der Flut erst abwarten, um den Schaden zu beurteilen. Die Lobby meines Gebäudes stand fast zwei Meter unter Wasser, davor trieben Autos vorbei. Block für Block gingen in Lower Manhattan die Lichter aus, der gesamte Finanzbezirk war nur gespenstisch mit dem Blaulichtern der Einsatzfahrzeuge beleuchtet. Durchgeschmorte Elektrokabel lösten in einer Subway-Station einen Brand aus, Rauchschwaden wehten durch die Flut-Zone. Der Pegel erreichte mit 3,9 Metern einen historischen Höchststand durch die „Sandy“-Sturmflut. Die Überschwemmungen in Manhattan sind verheerenden. Bis zur 24. Straße war die Insel eine stockfinstere Geisterstadt, auf den Boulevards lagen umgewehte Bäume.
# 16:45 Uhr: Wasserpegel in Battery Park City an der Mündung des Hudson in den New Yorker Hafen stieg in den letzten Stunden dramatisch. Wellen schwappen nun bereits über die Flussmauer. Flut ist für 20:30 angesagt, Behörden befürchten verheerende Überschwemmungen. Bedroht sind unterirdische Stromverteiler-Stationen: Eine Zerstörung würde zu massiven Stromausfällen führen. Irrer fährt mit einem Jetski den Hudson-Fluss hinauf. Verrückt.
# 16:17 Uhr: Alle Brücken und Tunnel aus Manhatten sind oder werden in Kürze gesperrt. Drei Millionen Menschen sind auf der Hochhausinsel isoliert. Hunderte Schaulustige stehen weiter im peitschenden Regen und beobachten den im 90. Stock hängenden Kran. Ein kleineres Teil stürzte bereits herunter und verfehlte ein Taxi um nur wenige Meter. In zehn US-Staaten sind bereits 500.000 ohne Strom. Atlantic City in New Jersey wurde komplett überflutet, die Sturmflut wusch über den weltberühmten „Boardwalk“ drüber.
# 15:55 Uhr: Verheerende Wellen branden gegen die Küsten von New Jersey Stunden vor dem Eintreffen des Auges. Wetterreporter von TV-Kanal NBC wird fast von Windböen umgeblasen. Der Strand ist praktisch verschwunden in der tosenden Gischt. Wetterradar zeigt, dass tatsächlich an der Rückseite des Sturmes in West Virginia bereits Schnee fällt. Der „Frankensturm“ saugt nun kalte Luft aus dem Norden an. Der Luftdruck im Zentrum des Tiefs fällt weiter, der Sturm intensiviert sich.
# 15:39 Uhr: Sturm hat sich beschleunigt, soll nun gegen 18 Uhr Ortszeit an die Küste von New Jersey prallen südlich von New York. Windstärke weiter um 144 km/h. Erste heftige Regenbänder peitschen über New York, Böen im Central Park von 80 km/h gemessen. Probleme nun auch beim World Trade Center. Einer der beiden Kräne an der Spitze soll demoliert sein, Teile im Wind hängen. An der Stadtautobahn „FDR Drive“ stürzte ein Baum auf ein Polizeiauto.
15:19 Uhr: Die ersten heftigen Windböen rasen über Manhatten hinweg. In Queens wurden Böen von über 100 km/h gemessen. Und es kam zur ersten ernsten Krise: Am höchsten Luxus-Wohngebäude der Stadt, das am Südrand des „Central Park“ gerade errichtet wird, hängt vom Rohbau des 90. Stockes ein Baukran. Der Arm des Krans baumelt damit bedrohlich in über 300 Meter Höhe über der 57. Straße. Bewohner in anliegenden Gebäuden wurden evakuiert. Die Polizei hat die Straßen großräumig gesperrt. Der nun starke Wind könnte die Metallträger mehrere Blöcke weit schleudern. Das Luxusgebäude sorgte jüngst für Schlagzeilen, als das Top-Duplex um $90 Mio. verkauft wurde.