Parteitage im Rückspiegel: Schlammschlacht zwischen Trump und Biden eskaliert


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Es war eine seltene Aussage von Donald Trump, bei der Anhänger und Gegner zustimmten: „Das ist die wichtigste Wahl in den USA aller Zeiten“, sagte der Präsident bei seiner 70 Minuten langen Nominierungsrede vor dem festlich dekorierten Weißen Haus. 

Amerika steht am Scheideweg – und die Welt blickt bange auf die zerrissene Supermacht. In 65 Tagen entscheiden die US-Wähler, ob mit dem demokratischen Polit-Veteranen Joe Biden ein Kurswechsel kommt, oder ob Amtsinhaber Trump „vier weiter Jahre“, wie sein Anhänger zuletzt grölten, zum „Amerika-great-machen“ eingeräumt werden. 

Mit den beiden virtuellen Parteitagen haben sich die Kandidaten in Stellung gebracht: 

# Ex-Vize Biden stellte sein eigenes Leben voller Schicksalsschläge (er verlor seine Ehefrau und zwei Kinder) in den Mittelpunkt einer oft emotionalen Rede. Er nahm Trump in die Mangel: Wegen dessen Versagens wäre Amerika gelähmt durch Corona, Rezession, Rassismus und Klimakatastrophe. Er versprach ein „Ende der Dunkelheit“.

# Wie ein anderer Planet wirkte dann die „Trump-Show“: Der Präsident nützte den Heimvorteil und verwendete – obwohl ein krasser Tabubruch – das Weiße Haus als Parteitags-Kulisse. Trump pries seine Bilanz und sah sich als Garant für „Law & Order“. Biden wäre ein „trojanisches Pferd des Sozialismus“, mit ihm im Oval Office würde Amerika im gewalttätigen Chaos versinken. Trumps Schlachtruf: „Ich oder die Anarchie!“

Beide der virtuellen „Conventions“ gingen professionell und pannenfrei über die Bühne. Was Trump aber sicher wurmt: Rivale Biden hatte mit 24,6 Millionen Zusehern eine um 800.000 Menschen größere Audienz als Trump. 

Wie viele Wechselwähler in dem so polarisierten Land durch die TV-Spektakel umgestimmt werden konnten, bleibt abzuwarten. Derzeit führt Biden in Umfragen mit 7,1 Prozent. Trumps Popularität bleibt mit 43,8 Prozent Zustimmung im Keller.

Doch Trump lag auch im Sommer 2016 gegen die Demokratin Hillary Clinton weit zurück – und gewann. Parteistrategen fürchten, dass Biden – den Sieg schon vor Augen – einen zu passiven Wahlkampf betreibt. Jetzt soll der 77-Jährige trotz der Covid-Pandemie auch persönliche Auftritte in Schaukelstaaten wie Wisconsin, Minnesota oder Arizona absolvieren wird. Trump gibt hier das Tempo vor: Er fliegt mit der „Air Force One“ durchs Land. 

Die Kriegskassen beider Kandidaten sind prall gefüllt für Werbeoffensiven: Trump bunkerte Ende Juli 300 Millionen Dollar, Biden  294 Millionen. Beide attackieren sich bei der angelaufenen Schlammschlacht im TV, in Zeitungen und im Internet mit Untergriffen. Das Duell ist derb: Trump verspottet seinen Gegner als senil und hetzt Handlanger mit rassistischen Untergriffen auf Bidens farbige Vizekandidatin Kamala Harris. Biden & Co. porträtieren Trump als Stümperer und Rassisten, der die USA ins Verderben führe.  

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